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hildegard von bingen

Klosterruine Disibodenberg

Hildegard von Bingen – Biografie und Wirken

 

Vor rund 850 Jahren beschrieb Hildegard von Bingen, dass eine ausgewogene Ernährung auf Basis von Dinkel, Obst und Gemüse in der Lage ist Krebs und viele andere Zivilisationskrankheiten vorzubeugen.

„Die Kunst der Menschwerdung besteht darin, die Wunden in Perlen zu verwandeln.“

„Der Mensch soll nicht versuchen, den rechten Tugendweg maßlos zu wandeln.“

 

Wer war Hildegard von Bingen?

Hildegard von Bingen (1098-1179) war eine bemerkenswerte Persönlichkeit des mittelalterlichen Europas. Sie war eine deutsche Benediktiner-Äbtissin, visionäre Mystikerin, Komponistin, Schriftstellerin, Kräuterkundige und Philosophin. Hildegards Beitrag erstreckte sich über verschiedene Bereiche und machte sie zu einer einzigartigen und verehrten Figur in der Geschichte.

Als visionäre Mystikerin behauptete Hildegard, schon in jungen Jahren göttliche Visionen zu empfangen. Sie hielt diese Visionen in ihren theologischen Werken fest, besonders in ihrem Hauptwerk „Scivias“ (kurz für „Scito vias Domini“ oder „Erkenne die Wege des Herrn“). In diesem Buch erforschte sie theologische Konzepte, spirituelle Erfahrungen und ihr Verständnis des Göttlichen.

Hildegards musikalische Kompositionen waren für ihre Zeit wegweisend. Sie gilt als eine der frühesten bekannten Komponistinnen in der westlichen Musikgeschichte. Ihre Kompositionen, die hauptsächlich liturgische Gesänge und Hymnen umfassen, zeichnen sich durch ihre melodische Fülle und Ausdruckskraft aus. Hildegards musikalische Werke wie „Symphonia Harmoniae Caelestium Revelationum“ (Symphonie der Harmonie der Himmlischen Offenbarungen) präsentieren ihren einzigartigen musikalischen Stil und ihre tiefe Spiritualität.

Neben ihren visionären und musikalischen Talenten war Hildegard auch eine begeisterte Schriftstellerin und Philosophin. Sie verfasste zahlreiche Werke zu Themen wie Theologie, Kosmologie, Naturkunde und Medizin. In ihren Schriften über Kräutermedizin und natürliche Heilmittel, insbesondere in ihren Werken „Physica“ und „Causae et Curae“ (Ursachen und Heilung), betonte sie den ganzheitlichen Ansatz zur Heilung, der die Verbindung von Körper, Geist und Seele berücksichtigt.

Hildegard von Bingens Lehren und Beiträge waren zu ihrer Zeit sehr einflussreich und haben bis heute nachgewirkt. Ihre visionären Erfahrungen, musikalischen Kompositionen und philosophischen Erkenntnisse haben unzählige Menschen in verschiedenen Disziplinen inspiriert. Heutzutage wird sie nicht nur für ihre spirituellen und intellektuellen Errungenschaften gefeiert, sondern auch für ihren Pioniergeist und ihren Willen, ihre Weisheit mit der Welt zu teilen.

Das Vermächtnis von Hildegard von Bingen lebt durch ihre Schriften, Musik und den ganzheitlichen Ansatz zur Gesundheit weiter. Ihre Werke werden weiterhin von Gelehrten, Musikern, Theologen und denen, die nach spiritueller und intellektueller Erleuchtung streben, studiert, aufgeführt und interpretiert. Das Leben und die Beiträge Hildegards sind ein bleibendes Zeugnis für die Kraft der menschlichen Kreativität, Spiritualität und des Strebens nach Wissen.

 

Zeittafel: Leben und Werk der Hildegard von Bingen

  • *1098 Hildegard von Bingen wird in Bermersheim bei Alzey in Rheinhessen (oder in Niederhosenbach dem damaligen Wohnsitz des Vaters Hildebert von Hosenbach) als zehntes Kind der Edelfreien Hildebert von Bermersheim und seiner Frau Mech(th)ild von Merxheim geboren.
  • etwa 1106 oder 1112 Hildegard von Bingen kommt zur geistlichen Erziehung in die Obhut der Jutta von Sponheim im Kloster Disibodenberg (Nahe/ Glan).
  • Zwischen 1112 und 1115 Hildegard legt die Profess ab (Ordensgelübde).
  • 1136 Nach dem Tod von Jutta von Sponheim wird Hildegard ihre Nachfolgerin als Vorsteherin bzw. Magistra des Konvents (Niederlassung der Ordensgemeinschaft).
  • 1141 – 1151 In diesen Jahren entsteht Hildegards Werk „Liber Scivias“.
  • 1147/ 1148 Auf der Trierer Synode bekommt Hildegard die kirchliche Bestätigung ihres Sehertums.
  • 1147/ 1150 Hildegard gründet ein Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen.
  • 1158 – 1163 Das Werk „Liber vitae meritorum“ entsteht.
  • 1163 – 1174 Hildegard von Bingen schreibt ihr wichtigstes Werk, den „Liber divinorum operum“.
  • 1165 Hildegard gründet das Tochterkloster in Eibingen.
  • †1179 Hildegard von Bingen stirbt am 17.09. auf dem Rupertsberg bei Bingen am Rhein.

 

Was geschah nach dem Tod von Hildegard von Bingen?

Im Jahre 1632 wurde das Kloster Rupertsberg von den Schweden zerstört. Hildegards Reliquien wurden erst nach Köln und später nach Eibingen gebracht. Ihre textile Goldborte mit bestickten Amuletten und Haarreliquien kamen in die Bendiktinerabtei nach Trier. Ebenso ihre Nonnenkrone gelangte dahin. 1802 gelangten die Devotionalien in den Besitz einer französischen Adelsfamilie. Und im Jahre 2000 schließlich ins Textilmuseum der Abeggstiftung  in Riggisberg bei Bern in der Schweiz. Reichlich später im Oktober 2012 wurde Hildegard von Bingen vom Papst Benedikt XVI. zur Kirchenlehrerin erhoben und heilig gesprochen.

 

Welche Bedeutung hat Hildegard von Bingen heute?

Hildegard von Bingen ist eine der bedeutendsten Frauen des deutschen Mittelalters und heute weit über die Grenzen ihrer rheinischen Heimat hinaus bekannt. Zusätzlich gelang ihr, ihre Zeitgenossen gleichermaßen in ihren Bann zu ziehen, wie die Menschen, die heute nach Sinn, Orientierung, Ganzheit und Heil suchen.

Die mittelalterliche Medizin und somit auch die Natur- und Heilkunde Hildegard von Bingen war ganz wesentlich geprägt vom Geist der Heiligen Schrift und der Benediktusregel. Diese haben keinerlei Behandlungsmethoden oder Heiltechniken im modernen Sinne überliefert. Wohl aber ein Bild des gesunden und des kranken Menschen, konkrete Wege zu einer gesunden Lebensordnung und Lebensführung sowie die Kunde von Heil und Heilung des Menschen. Zudem stets das rechte Maß und einen vernünftigen Lebensstil zu finden.

 

Die Heilkunde der Hildegard von Bingen

Hildegards naturkundliche und medizinische Schriften entstanden zwischen 1150 und 1160. Sie sind ein Konglomerat (Gemisch aus Verschiedenartigem) aus volkskundlichen Erfahrungen, antiker Überlieferung und benediktinischer Tradition. Obwohl Hildegard selbst ihre Quellen mit keinem Wort erwähnt hat, lässt sich nachweisen, dass sie u. a. folgende Werke gut gekannt haben muss:

  • Das bereits im 2. Jahrhundert in Ägypten entstandene allegorisierende Naturkundebuch, den „Physiologus“, welcher in zahlreichen Übersetzungen über die ganze damals bekannte Welt verbreitet war.
  • Im Bereich der Pflanzenkunde die wichtigste Arzneipflanzenkunde der Antike, die ca. 500 Pflanzen behandelnde „Materia medica“ des griechischen Arztes Pedanios Dioskurides (1. Jh. n. Chr.).
  • Außerdem der berühmte „Hortulus“ des Reichenauer Abtes Walahried Strabo (um 840).
  • Zusätzlich das Heilpflanzenbuch des Mittelalters, den „Macer Floridus“ (11. Jahrhundert).
  • Sowie das verbreitete Pflanzenarzneibuch „Circa instans“, das ebenfalls im 11. Jahrhundert in der medizinischen Schule von Salerno entstanden war.

Zur Begründung ihrer Heilkunde geht Hildegard – ganz ihrer Schöpfungs- und Erlösungstheologie entsprechend – zurück bis zur Erschaffung der Welt, um damit die besondere Stellung des Menschen im Kosmos und seine Heilsbestimmung zu betonen. Dabei wird sie nicht müde, die ursprüngliche Harmonie des Menschen mit Gott und dem ganzen Kosmos, die für sie der Heilszustand schlechthin ist, zu preisen.

Von seiner ursprünglichen „constitutio“ her ist der Mensch also heil geschaffen und zum Heil bestimmt. Mit dem Sündenfall Adams aber beginnt die Entfremdung des Menschen von Gott und von sich selbst. Der Mensch als Ganzes unterliegt nun dem Verfall, einer krankhaften Verformung, der „destitutio“. Krankheit ist in Hildegards Denken kein Prozess, sondern eine Ermangelung, ein Unterbleiben, eine Verfehlung im Wesen selbst und damit auch ein existenzielles Defizit. Aufgabe der Heilkunst ist es angesichts dessen, dem Menschen den Weg zurück zum umfassenden Heil, zur „restitutio“, zu ermöglichen.

 

 

Ursprung und Behandlung von Krankheiten: „Causae et Curae“ Heilen kann nur die Natur

Hildegard von BingenDas Buch zur Behandlung und Ursachen von Krankheiten ist wohl die einzige christliche Schrift vom altem Heilwissen der christlichen Welt. Es gehört aufgrund des natur- und heilkundlichen Inhalts mit der sogenannten Physica zusammen. Hildegard von Bingen beschreibt in ihren Büchern, mit ca. 2000 Rezepten und Verwendungsvorschriften die Heilkräfte der geschaffenen Dinge des Kosmos. Darüber hinaus nahm sie viele medizinethische Probleme der heutigen Zeit vorweg. Viele ihrer Heilungsmethoden sind bis heute hoch anerkannt! Schließlich muss es nicht sein, dass das medizinische Gesundheitssystem der westlichen Welt von den Leiden der Menschen profitiert. Allerdings gibt es leider auch viele genetische Faktoren die unseren Körper zu schaffen machen. Schließlich ist es auch ein Kampf um die Gesundheit. Damit ist nun jeder Mensch aufgerufen, in eigener Verantwortung sich seiner Gesundheit zu stellen. So heißt es bei Hildegard: „Drei Pfade hat der Mensch in sich, in denen sich sein Leben tätigt: die Seele, den Leib und die Sinne“. Nur wenn diese drei Aspekte der Lebensführung ausgewogen betrachtet werden, bleibt der Mensch gesund.

Dennoch ein Arzt behandelt die Krankheiten -und die Magistra Hildegard sagt: „Heilen kann nur die Natur.“